Pfarrer Klaus Künhaupt stellt sich vor.
Nach dem Abitur auf dem Gymnasium an der Wolfskuhle in Steele leistete ich einen wunderbaren Zivildienst in der Evangelischen Akademie Mülheim/Ruhr, mancher erinnert sich vielleicht noch an die schöne Unternehmervilla in Uhlenhorst.
Danach studierte ich zunächst Islamwissenschaft in Hamburg. Ich wollte zur Verständigung von Christentum und Islam beitragen. Aber: Ich war sehr unzufrieden mit dem Studium und erkannte, dass es mich nicht dorthin führte, wohin ich gewollt hatte. Das war eine Phase großer Orientierungslosigkeit. Ich hatte zwei Studentenjobs und studierte kaum noch.
Dann starb mein Vater. Das veränderte viel in mir. Erstens musste ich erkennen, dass es Zeit wurde, endlich erwachsen zu werden. Zweitens bewegten mich die Fragen von Tod und Leben jetzt viel mehr als früher. Ich spürte, wie sehr mich der Glaube trug, den mein Vater immer gepredigt hatte. Die Trauerfeier hielt Klaus Gillert. Er war nicht nur Superintendent des damaligen Kirchenkreises Essen-Süd, sondern auch ein guter Freund meines Vaters (darum auch mein Patenonkel). Nicht nur die Predigt, sondern auch die Lieder und die geprägte Sprache am Grab haben mich sehr getröstet, vor allem in der Nachwirkung. Noch heute ist diese Beerdigung bei allen meinen Trauerfeiern Vorbild.
Nach 10 Semestern meldete ich mich zum Examen im September 2000 an. Ungefähr gleichzeitig meldeten sich aber zwei Menschen bei uns an: Meine Frau war schwanger, und es waren Zwillinge. Etwas zu früh und zu klein wurden sie am 27.Mai 2000 im Elisabethkrankenhaus geboren und Johanna und Paul genannt.
Im Oktober 2000 wurde ich Vikar in Essen Dellwig an der dortigen Friedenskirche und hatte als Mentor Thorsten Hertel. Inzwischen waren wir in eine fast neue Allbausiedlung in Dellwig gezogen (Ewald-Dutschke-Straße), und hofften sehr, dort auch nach dem zweiten Examen wohnen bleiben zu können. Aber: Man versetzte mich nach Moers, wo ich als Pfarrer zur Anstellung die stellvertretende Chefin des Kirchenkreises (Assessorin) Elke Voigt (heute Voss) entlasten sollte. So ging es also nach knapp 5 Jahren wieder weg aus Essen. Moers war eine gute Zeit, in der ich jede Menge Felder meines Berufs ausprobieren konnte. Altenheim, Krankenhaus, Väter-Kinder-Arbeit und schließlich das Moeser Jugendcamp der evangelischen Jugend im Rheinland, das ich mit vorbereiten konnte. Mit reichlich Erfahrung im Lebenslauf durfte ich mich nun auf die erste eigene Pfarrstelle bewerben, aber wurde wiederholt nicht genommen. Überall waren 60, 70, einmal sogar 85 Mitbewerber:innen. Es gab einfach viel zu wenig Pfarrstellen für zu viele BewerberInnen zu der Zeit. Im Oktober 2006 wurde ich arbeitslos. Finanziell hatten wir keine Sorgen. Meine Frau machte eine volle Stelle in Rheinhausen, ich machte den Haushalt. Das ging ganz gut, aber es machte mich ehrlich gesagt nicht sehr glücklich.
Nein, auch wir könnten uns Veränderung nochmal vorstellen. Wieder Großstadt. Mit Familie in der Nähe. Und für mich beruflich: Mal eine große Kirche mit hervorragender Kirchenmusik, denn singen im Chor und musizieren war immer schon Susannes und mein Hobby. Ich begann, mich umzuhören und zu bewerben.
Eins war aber immer klar: Diesmal suchen wir aus. Es wird keineswegs wie 2007. Wir dürfen bestimmen, ob es passt. Zu zwei Stellen, auf die ich mich beworben hatte, sagte ich dann auch nein, denn es passte nicht.
Aber Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen, das passte vom ersten Moment an. Bis heute müsste ich das erste „Krümmelken im Käs“ noch finden. Die Vorstellungsgespräche: Sympathisch, obwohl über Zoom. Die persönlichen Begegnungen, die trotz Corona möglich waren: Wertschätzend und fröhlich. Schließlich die Probepredigt in jener Kirche, vor der ich schon als Jugendlicher stand und dachte: „Kaum zu glauben, dass diese prachtvolle Kirche unsere ist!“. Meine Frau und meine Tochter waren mit, wurden auf das wärmste willkommen geheißen und fühlten sich pudelwohl. Da waren viele freundliche Gesichter. Welche, die ich schon lange kannte, und die überraschend gekommen waren, weil sie von unseren Plänen gehört hatten und welche, die ich bis jetzt noch nicht kenne, aber bald kennen möchte. Als wir dann mittags mit alten Freunden beim Griechen in der Hedwigstraße saßen, fühlte ich: Es ist alles vollkommen richtig.
Nun hat mich das Presbyterium einstimmig gewählt, meine Frau hat eine neue (alte) Stelle in Karnap, die Kinder finden in unserem neuen Haus ein eigenes Kinderzimmer, wenn sie vom Studienort kommen. Wir hoffen sehr, dass sie das dann auch bald als Zuhause empfinden.
Welche Pläne habe ich in Ihrer Gemeinde? Ich wechsele, weil ich was Neues anpacken will. Und dazu habe ich viele Ideen. Aber: ich möchte erstmal ankommen, Gemeinde und Mitarbeitende kennen lernen. Manches, was im Kopf schwirrt, entspricht vielleicht gar nicht den Realtäten. Anderes sehe ich noch gar nicht. Und ganz sicher wird das Leben und die Gemeindearbeit nach Corona anders sein als vorher. Ich merke das in meiner gegenwärtigen Gemeinde gerade sehr, und denke das wird auch bei Ihnen nicht anders sein: Mancher Motor, der 1 ½ Jahre gestanden hat, springt jetzt nicht wieder an…
Und sehr wichtig ist auch folgende Tatsache: Ich bin nicht so ohne Weiteres der Nachfolger von Bernd Zielezinski. Im Herbst 2022 wird Herr Greifenberg in Pension gehen und dann machen Frau Seim und ich zu zweit weiter. Wir beide werden dann Nachfolger und Nachfolgerin einer 3 Pfarrstellen-Gemeinde sein müssen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das gemeinsam mit Ihnen gut entwickeln werden. Aber in Ruhe. Dazu also in den nächsten Monaten mehr an dieser Stelle.
Übrigens habe ich während des letzten Corona-Lockdowns angefangen, regelmäßig einen Podcast aufzunehmen. Podcasts sind Audiodateien, die man sich im Internet runterladen kann. Meiner heißt „Bibelgeschichten Kuen erzaehlt“. Vielleicht interessiert es sie ja. Hier finden Sie ihn.